Paroxysmale supraventrikuläre Tachykardien

Herzrhythmusstörung: Dank Nasenspray seltener in die Notaufnahme

Durch die intranasale Applikation von Etripamil lassen sich paroxysmale supraventrikuläre Tachykardien (PSVT) oft in Eigenregie beenden. Das erspart den Betroffenen das Aufsuchen von Notfallambulanzen.Von Dr. Beate SchumacherVeröffentlicht: 11.06.2025, 04:00 Uhr

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Kann die Selbsttherapie mit Etripamil-haltigem Nasenspray bei paroxysmaler supraventrikulärer Tachykardie (PSVT) die Betroffenen davor bewahren, eine Notaufnahme aufsuchen zu müssen?

Antwort: Ja. Im Vergleich zu einer Placebotherapie sinkt das Risiko von 22 Prozent auf 14 Prozent.

Bedeutung: Wenn zwölf Personen eine PSVT mit Etripamil behandeln, lässt sich eine Notaufnahme verhindern.

Einschränkung: Gepoolte Analyse von zwei randomisierten kontrollierten Studien.

Durham. Ein Nasenspray mit dem Kalziumkanalblocker Etripamil verspricht schnelle Abhilfe bei PSVT: In der Phase-III-Studie RAPID hatten 30 Minuten nach der Anwendung 64 Prozent der ambulanten Patienten und Patientinnen eine Konversion in einen Sinusrhythmus erreicht, mehr als doppelt so viele wie mit einem Placebospray (31 Prozent).

In NODE-301, ebenfalls einer Phase-III-Studie, war zwar nach fünf Stunden kein Unterschied zu Placebo zu erkennen (primäres Studienziel), aber auch hier hatten nach 30 Minuten signifikant mehr mit Etripamil als mit Placebo Behandelte einen Sinusrhythmus (Odds Ratio 2,1).

Wie sich das auf den Anteil der Betroffenen auswirkt, die wegen der PSVT eine Notaufnahme aufsuchen müssen, konnte in den beiden Studien nicht untersucht werden, weil die statistische Power dafür nicht ausreichte. Die Antwort liefert nun eine Sekundäranalyse, in der die beiden Studien gemeinsam ausgewertet wurden (JAMA Cardiol 2025; online 9. April). Danach lässt sich das Risiko für die Behandlung in einer Notaufnahme durch die Selbstbehandlung mit Etripamil relativ um fast 40 Prozent reduzieren.

Behandlung von zwölf Episoden verhindert eine Notaufnahme

Die gepoolte Kohorte bestand aus 340 Personen (70 Prozent Frauen, Durchschnittsalter 54) mit einer PSVT, davon 206 aus den Etripamil- und 134 aus den Placebogruppen. Die PSVT-Episode binnen 30 Minuten zu beenden, gelang 58 Prozent mit dem Kalziumkanalblocker und 32 Prozent mit der Scheintherapie, die Chance wurde also durch Etripamil fast verdoppelt. Eine weitere orale oder intravenöse Therapie erhielten 25 Prozent versus 15 Prozent.

In einer Notaufnahme mussten 14 Prozent vs. 22 Prozent behandelt werden, dies entsprach einer signifikanten Risikoreduktion. Anders ausgedrückt: Um eine Notaufnahme zu verhindern, mussten zwölf PSVT-Episoden mit Etripamil behandelt werden.

„Die ambulante Selbstbehandlung mit Etripamil könnte dazu beitragen, Notaufnahmen und Kosten und Komplexität der Versorgung von PSVT zu reduzieren“, lautet das Fazit der Studiengruppe mit Erstautor Sean Pokorney von der Duke University School of Medicine in Durham. Um das Ergebnis, das auf einer Analyse von gepoolten Daten basiert, abzusichern, seien weitere Studien von Nutzen.

Die Studien im Detail

In NODE-301 sollten die Beteiligten im Fall einer PSVT entweder einmal 70 mg Etripamil oder Placebo intranasal applizieren. Im Unterschied dazu war in RAPID eine zweite Dosis Etripamil oder Placebo vorgesehen, wenn die PSVT nicht innerhalb von 10 Minuten beendet werden konnte. Wenn dies auch nach 30 Minuten noch nicht der Fall war, sollten die Betroffenen ärztliche Hilfe suchen.

Der Erfolg der Behandlung wurde von einem Komitee beurteilt, das ohne Kenntnis der Gruppenzuordnung die EKG-Aufzeichnungen auswertete. Außerdem wurde die Zahl der Patienten und Patientinnen erfasst, die innerhalb von 24 Stunden nach einer PSVT eine Notaufnahme aufsuchten.

In beiden Studien konnten die Patienten vor der Applikation der Studientherapie zunächst probieren, die PSVT durch ein Vagusmanöver zu beenden. Allerdings war nur 5 Prozent dieser Versuche Erfolg beschieden. Die Studienautoren räumen jedoch ein, dass dies wahrscheinlich die Erfolgsaussichten in einer breiteren SVT-Population nicht korrekt widerspiegelt.

Für das Etripamil-haltige Nasenspray wurde in den USA eine Zulassung beantragt. Einem Complete Response Letter von März 2025 zufolge hat die FDA keine Bedenken zu den Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten, fordert aber zusätzliche Informationen zu Chemie, Herstellung und Kontrolle des Medikaments.

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